Faust als AlchemistIn der Szene »Vor dem Tor« wird Faust vor allem als Arzt und Alchemist gezeigt. Während einer Pestepidemie hatte er gemeinsam mit seinem Vater versucht, ein Medikament gegen die Pest zu finden, die von der Seuche Befallenen zu heilen. Die alchemistischen Versuche der beiden hatten jedoch nicht den erwünschten, sondern einen gegenteiligen Effekt: Die im Laboratorium hergestellte 'Medizin' forderte mehr Opfer als die Pest selbst.
Der Vater Fausts wird in der Szene »Vor dem Tor« dargestellt als "dunkler Ehrenmann" (356), also als ein ehrenhafter, aber dennoch in Verruf stehender Magier, (357) der mit Hilfe der magia naturalis (358) in der "schwarze[n Alchemisten-]Küche" (359) experimentiert. Die alchemistischen Begriffe wie "roter Leu", "Lilie", "junge Königin" (360) dienten den Alchemisten zur Verschlüsselung ihrer Texte, um sie vor unbefugten Lesern zu schützen. (361) Das Handwörterbuch des Aberglaubens erläutert die Verschlüsselung alchemistischer Texte sogar mit einem Beispiel aus Faust: Sehr beliebt war auch die allegoristische Darstellung alchemistischer Vorgänge, wofür als bekanntestes Beispiel die Osterspaziergangsstelle im Faust anzuführen ist. (361a) |