Die berühmte Gretchenfrage

 

Der Beweis, dass Goethe Hesse war!
Gesprochen etwa:
Ach neische
du schmerzensreische

 

Paralipomena 48 und 50

Die folgenden Textfragmente gehören nicht zum authentischen Textkorpus des Faust, sondern sind nur handschriftlich überliefert. Konzeptionell gehören sie in die Szene Walpurgisnacht, verm. kurz vor den Hexentanz und bevor Faust eine Messe (V. 4115) erwähnt. Zu möglichen Gründen, warum Goethe sie nicht in die Druckfassung des Faust aufgenommen hat, vgl. Kap. 3.6.1, Satansszenen.

 

P 48

 

   Nach dem Intermezz
Einsamkeit, Oede
Trompeten Stöße
Blitze, Donner von oben.
Feuersäulen, Rauch Qualm.
Fels der daraus hervorragt.
Ist der Satan.
Großes Volck umher.
Versäumniß
Mittel durchzudringen.
Schaden.
Geschrey
Lied.
Sie stehen im nächsten Kreise.
Man kanns für Hitze kaum aushalten.
Wer zunächst im Kreise steht.
Satans Rede pp
Präsentationen.
Beleihungen.
 
Mitternacht.
Versincken der Erscheinung
Volckan.
Unordentliches Auseinanderströmen. Brechen u Stürmen.

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P 50

 

Gipfel Nacht
Feuer Koloss. nächste Umgebung
Massen, Gruppen. Rede.
 
    Satan.
Die Böcke zur rechten,
Die Ziegen zur lincken
Die Ziegen sie riechen
Die Böcke sie stincken
Und wenn auch die Böcke
Noch stinckiger wären
So kann doch die Ziege
Des Bocks nicht entbehren.
 
    Chor.
Aufs Angesicht nieder
Verehret den Herrn
Er lehret die Völcker
Und lehret sie gern
Vernehmet die Worte
Er zeigt euch die Spur
Des ewigen Lebens
Der tiefsten Natur.

Handschrift Satansrede in P 50

    Satan rechts gewendet.
Euch giebt es zwey Dinge
So herrlich und groß
Das glänzende Gold
Und der weibliche Schoos.
Das eine verschaffet
Das andre verschlingt
Drum glücklich wer beyde
Zusammen erringt.
 
    Eine Stimme.
Was sagte der Herr denn? -
Entfernt von dem Orte
Vernahm ich nicht deutlich
Die köstlichen Worte
Mir bleibet noch dunckel
Die herrliche Spur
Nicht seh ich das Leben
Der tiefen Natur.

    Satan lincks gewendet.
Für euch sind zwey Dinge
Von köstlichem Glanz
Das leuchtende Gold
Und ein glänzender Schwanz
Drum wißt euch ihr Weiber
Am Gold zu ergötzen
Und mehr als das Gold
Noch die Schwänze zu schätzen.
 
    Chor
Aufs Angesicht nieder
Am heiligen Ort.
O glücklich wer nah steht
Und höret das Wort.
 
    Eine Stimme
Ich stehe von ferne
Und stutze die Ohren
Doch hab ich schon manches
Der Worte verlohren
Wer sagt mir es deutlich
Wer zeigt mir die Spur
Des ewigen Lebens
Der tiefsten Natur.
 
    Meph zu einem jungen Mädchen.
Was weinst du? artger kleiner Schatz
Die Thränen sind hier nicht am Plaz
Du wirst in dem Gedräng wohl gar zu arg gestoßen?
 
    Mädchen.
Ach nein! der Herr dort spricht so gar kurios,
Von Gold u Schwanz von Gold u Schoos,
Und alles freut sich wie es scheint!
Doch das verstehn wohl nur die Großen?
 
    Meph.
Nein liebes Kind nur nicht geweint.
Denn willst du wissen was der Teufel meynt,
So greife nur dem Nachbar in die Hosen.
 
    Satan grad aus.
Ihr Mägdlein ihr stehet
Hier grad in der Mitten
Ich seh ihr kommt alle
auf Besmen geritten
Seyd reinlich bey Tage
Und säuisch bey Nacht
So habt ihrs auf Erden
Am weitsten gebracht.
 
   Einzelne Audienzen.
Ceremonien Meister.
 
    X
und kann ich wie ich bat
Mich unumschränckt in diesem Reiche schauen
So küß ich, bin ich gleich von Haus aus Demokrat
Dir doch Tyrann voll Danckbarkeit die Klauen.
 
    Ceremonienmstr.
Die Klauen! das ist für einmal
Du wirst dich weiter noch entschließen müssen.
 
    X
Was fordert denn das Ritual.
 
    Cer Mstr.
Beliebt dem Herrn den Hintern Theil zu küssen.
 
    X
Darüber bin ich unverworrn
Ich küsse hinten oder vorn.
 
Scheint oben deine Nase doch
Durch alle Welten vorzudringen,
So seh ich unten hier ein Loch
Das Universum zu verschlingen
Was duftet aus dem kolossalen Mund!
So wohl kanns nicht im Paradiese riechen
Und dieser wohlgebaute Schlund
erregt den Wunsch
hinein zu kriechen.
Was soll ich mehr!
 
    Satan
      Vasall du bist erprobt
Hierdurch beleih ich dich mit Millionen seelen
Und wer des Teufels Arsch so gut wie du gelobt
Dem soll es nie an Schmeichelphrasen fehlen.
 
    [Chor der Hexen]
Und wie wir nun nach Hause ziehn
Die Saat ist gelb die Stoppel grün,
Zum Schlusse nimmts kein Mensch genau
Es speyt die Hexe es scheißt die Sau.
 
     F.
Schöpfung des Menschen durch die ewige Weisheit
---------------der Hexen zufällig wie Python
 
    Meph.
Dem Ruß der Hexen zu entgehen
Muß unser Wimpel südwärts wehen;
Doch dort bequeme dich zu wohnen
Bey Pfaffen und bey Scorpionen.
 
     F.
Verändrung ist schon alles
Kranckheit das Mittel ein Choc damit die Natur nicht unter liege
 
     M
Will einige Nacht Mahre zaumen u Fausten eine Falle legen.
gelingts so holt er ihn
 
    Faust allein
Schmeichel Gesänge
 
    F.
Wer ist in der Nähe dem das gelt kan
Fortgesetzte Schmeichelges
 
    Meph.
Deutet sie auf Faust
 
    Fausts
Unwille
 
    Meph
Keck verräth sich
 
    Faust
Er solls wo anders anwenden.
 
    Meph
Pferde
 
    sie reiten
 
Schnelligkeit
 
Falsche Richtung
 
Zug nach Osten
 
Hochgerichtserscheinung
 
    [Chor]
Wo fließet heißes Menschen Blut
Der Dunst ist allem Zauber gut
Die grau und schwarze Brüderschafft
Sie schöpft zu neuen Wercken Krafft
Was deutet auf Blut ist uns genehm,
Was Blut vergießt ist uns bequem.
Um Glut und Blut umkreißt den Reihn
In Glut soll Blut vergossen seyn.
 
Die Dirne winckt es ist schon gut
Der Säufer trinckt es deutet auf Blut
Der Blick der Tranck er feuert an
Der Dolch ist blanck es ist gethan.
Ein BlutQuell rieselt nie allein
Es laufen andre Bächlein drein
Sie wälzen sich von Ort zu Ort
Es reisst der Strom die Ströme fort.
 
Gedräng
 
Sie ersteig einen Baum
 
    G.
Reden des Volckes
 
 
Auf glühndem Boden
 
Nackt das Idol
 
Die Hände auf dem Rücken
 
Bedeckt nicht das Gesicht u nicht die Scham
 
Gesang
 
Der Kopf fällt ab
 
Das Blut springt u löscht das Feuer
 
Nacht.
 
Rauschen
 
 
Geschwäz von Kielkröpfen
Dadurch Faust erfährt
 
    Faust Meph.

 

 

Hexentanz zensiert

Der Tanz mit den Hexen in der zensierten Fassung,
hier nach der Hamburger Ausgabe

 

FAUST mit der Jungen tanzend.
                       Einst hatt ich einen schönen Traum
                       Da sah ich einen Apfelbaum,
                       Zwei schöne Äpfel glänzten dran,
                       Sie reizten mich, ich stieg hinan.
DIE SCHÖNE. Der Äpfelchen begehrt ihr sehr,
                       Und schon vom Paradiese her.
                       Von Freuden fühl ich mich bewegt,
                       Daß auch mein Garten solche trägt.
MEPHISTOPHELES mit der Alten.
                       Einst hatt ich einen wüsten Traum;
                       Da sah ich einen gespaltnen Baum,
                       Der hatt ein - - -;
                       So - es war, gefiel mirs doch.
DIE ALTE.      Ich biete meinen besten Gruß
                       Dem Ritter mit dem Pferdefuß!
                       Halt Er einen - - bereit,
                       Wenn Er - - - nicht scheut.